Die Dickdarmkapsel ist eine relativ neue, zukunftsweisende Entwicklung. Unsere Praxis ist derzeit die einzige medizinische Einrichtung im Großraum Bonn, die die neue Kolonkapsel anbietet. Sie dient in erster Linie der Erkennung von Polypen. Trotz des bundesweit guten Koloskopie-Angebotes nehmen nur ca. 20% der Bevölkerung > 55 Jahre die Vorsorge war. Der Grund ist oftmals die Angst vor der Spiegelung und ihren potentiellen Schmerzen und Komplikationen inklusive der Schlafmedikamente. Manchen Patienten kann oder möchte man die Untersuchung und Schlafspritze aufgrund schwerwiegender Begleiterkrankungen (v.a. der Lunge und des Herzens, Blutverdünnung durch Marcumar) nicht zumuten. Ein weiterer Grund ist das Schamgefühl, da viele Menschen sich nicht vor dem Untersucher „entblößen“ möchten. Hier ist die Dickdarmkapsel die ideale Alternative! Auch wenn eine Darmspiegelung bei sehr langem, verschlungenem Darm nicht vollständig durchgeführt werden konnte, ist die Dickdarmkapsel indiziert. In internationalen Studien hat sie sich verglichen mit der Koloskopie als nahezu gleichwertig erwiesen. Sie ist genauer als die aktuell verfügbare MR-Kolographie. Im Gegensatz zur CT-Kolographie kann auf die Strahlenbelastung verzichtet werden. Zudem ist die Untersuchung völlig schmerzfrei.
Die aktuelle, neu überarbeitete Kapsel Pillcam Colon2 (Given Imaging®, Israel) ist 11 x 31 mm groß, was der Größe einer großen Tablette entspricht. Die Auflösung beträgt 0,1 mm mit einer Vergrößerung von 1:8. Der Blickwinkel beträgt 172°. Die Kapsel verfügt über zwei Kameras, d.h. es gelingt ein Blick „nach vorne“ und einer „zurück“. So kann die Kapsel auch hinter die Darmfalten schauen, was auch während der Koloskopie nicht immer optimal gelingt. Der Flüssigkeitsfilm auf der Kapseloberfläche trägt zur enormen Bildschärfe teil. Um Energie zu sparen, schaltet sich die Kapsel einige Minuten nach dem Schlucken in einen Schlafmodus, während die Kapsel durch den Dünndarm wandert. Rechtzeitig vor Erreichen des Dickdarmes aktiviert sie sich automatisch selber. Ab diesem Zeitpunkt kann die Kapsel die eigene Geschwindigkeit im Darm erkennen und abhängig hiervon zwischen 4 und 34 Bildern pro Sekunde machen. Das führt zu einer optimalen Darstellung des Dickdarmes auch bei einer schnellen Kapselbewegung im Darm („Peristaltikwellen“).
Vorbereitung:
An erster Stelle muss hier leider die Kostenübernahme genannt werden. Da es sich bei der Dickdarmkapsel um eine relativ neue Untersuchung handelt, ist bei manchen Kostenträgern mit Widerstand zu rechnen. Entsprechende Anträge erhalten Sie bei uns. Diese Widerstände sollen Sie und uns nicht vom Antrag auf Kostenübernahme abhalten! Die Dickdarm-Kapselendoskopie ist effektiv, sicher und wird sich in Zukunft durchsetzen!
Ist die medizinische Notwendigkeit der Untersuchung bei Ihnen geklärt, erfolgt im persönlichen Gespräch eine mündliche und schriftliche Aufklärung (Link). Bitte bringen Sie den unterschriebenen Aufklärungsbogen am Untersuchungstag mit in die Praxis. Liegt eine Kostenzusage oder eine Kostenübernahme-Erklärung (folgt noch) vor, kann die Untersuchung durchgeführt werden.
Risiken der Untersuchung:
Die Untersuchung sollte nicht durchgeführt werden, wenn eine Schluckstörung (z.B. als Folge eines Schlaganfalls) vorliegt. Ansonsten ist die Untersuchung risikoarm. Ein Herzschrittmacher wird nach aktuellem Kenntnisstand durch die Kapsel nicht beeinträchtigt, auch wenn dies nicht zu 100% ausgeschlossen werden kann. Erkundigen Sie sich in diesem Fall bitte bei Ihrem Kardiologen. Darüber hinaus besteht die Hauptgefahr darin, dass die Kapsel im Darm steckenbleibt. Das ist sehr unwahrscheinlich und geschieht nur bei hochgradigen Engstellen. Solche kommen als Folge von großen Darmoperationen oder bei ausgedehntem Dünndarmbefall durch einen M. Crohn vor. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses kann durch das persönliche Gespräch inklusive Ihrer medizinischen Vorbefunde vorab minimiert werden. Sollte es dennoch zu einem Steckenbleiben der Kapsel kommen, wird zunächst 2-4 Tage abgewartet, da die Kapsel oftmals dennoch den Darm spontan verlässt. Geschieht dies nicht, muss die Kapsel durch eine Dünndarm-Endoskopie oder – schlimmstenfalls – durch eine Operation geborgen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintritt, liegt < 1%.
Bitte lesen Sie hierzu auch unseren Aufklärungsbogen .
Wir bitten Sie, 2-3 Tage vor der Untersuchung auf Blattsalate und Spinat zu verzichten. Eisenpräparate sollten 7 Tage vorher abgesetzt werden. Alle anderen Medikamente können – nach vorheriger Rücksprache mit uns – grundsätzlich weitergenommen werden, jedoch keinesfalls am Morgen der Untersuchung!
Die Qualität der Darmvorbereitung ist ein entscheidender Faktor bei der Beurteilbarkeit des Dickdarmes. Im Gegensatz zur Darmspiegelung besteht nicht die Möglichkeit, durch Spülen und Saugen eine nicht optimale Darmvorbereitung auszugleichen. Daher ist die Vorbereitung intensiver als bei der Dünndarm-Kapselendoskopie.
Am Vortag dürfen Sie lediglich flüssige Kost zu sich nehmen. Hierzu zählen klare Brühen ohne Einlage und klare Getränke (Wasser, klarer Apfelsaft, Früchte- oder grüner Tee). Insgesamt sollten Sie mindestens 2-3 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Am Mittag erhalten Sie um 14.00 Uhr eine Dulcolax-Tablette. Hierdurch wird der Darm in seiner Tätigkeit angeregt. Um 16.00 Uhr lösen Sie bitte den ersten von insgesamt drei Bechern RSS-Lösung in einem Liter klarer Flüssigkeit und trinken diesen über ca. eine Stunde. Gekühltes Wasser, ggf. vermischt mit klarem Apfel- oder Zitronensaft verbessern den Geschmack. Ab 17.30 Uhr wird der zweite Liter nach demselben Schema eingenommen. Der dritte Becher RSS-Pulver wird am Untersuchungstag um 7.00 Uhr eingenommen. Der durch das RSS-Pulver entstehende Durchfall sollte die Farbe von Kamillentee haben und vollständig klar sein. Bei kleinsten trüben Rückständen bitten wir Sie, uns zu informieren. In diesem Fall sollte die Untersuchung nach weiteren Abführmaßnahmen um einige Stunden – oder einen ganzen Tag – verschoben werden. Da die Darmvorbereitung bei dieser Untersuchung elementar wichtig ist, behalten wir uns eine Kontrolle des Stuhlganges vor Start der Untersuchung vor.
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